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Die Geschichte von Stellenbosch

Im Oktober 1679, kurz nach seiner Ernennung zum Kommandeur von Kaapstad, kam Simon van der Stel auf seiner ersten Reise erstmals in das Gebiet des Eerste River, dem ersten großen Fluss östlich von Kapstadt.

Zu dieser Zeit blühten gerade viele Blumen und der Eerste River führte aufgrund der vergangenen winterlichen Regenfälle viel Wasser. Auf den Hügeln über den Eerste River campierte er, sofort war er von der landschaftlichen Schönheit befangen und hatte schnelle eine Vision.
Die Stelle an der van der Stel campierte, nannte man zunächst "Stelenbusch",  "Busch van der Stel" und später einfach Stellenbosch.

Noch im gleichen Jahr wurde den ersten Siedlern aus Kapstadt am Eerste River Land zugewiesen. Diese begannen hier schnell mit dem Gemüse-, Getreide- und auch erfolgreichen Obstanbau .Ungenaue Karte mit der Nennung von Stellenbosch um ca. 1720 (Quelle: Isaak Tirion)

Gemütlich wirkende Häuser, mit dicken weißgekalkten Fassaden und strohgedeckten Dächern, wurden errichte, Straßengräben führten Wasser vom Fluss an jedes Haus und viele Eichen wurden entlang der Strassen gepflanzt. Das Holz der Eichen sollten als Baustoff und auch als Material für Transport- und Lagerfässer dienen. Da die aus Europa importierten Setzlinge der Eichen im südlichen Klima zu schnell wuchsen, war das erwartete Holz der Bäume allerdings nur minderwertig und weder für den Hausbau noch für Fässer geeignet.
Viele der Eichen stehen daher noch heute, gelten mittlerweile als "nationales Kultur-Denkmal" und haben der Stadt landesweit den Spitznamen "Eikstad" (Eichenstadt oder Stadt der Eichen) gegeben.

Schon nach wenigen Jahren beschloss van der Stel - der durch seine Erfolge in Groot Constantia bestärkt war - auch hier den Weinanbau anzukurbeln. Die Bauer bauten zunehmend neben Getreide sowie Obst auch Weinreben an und bald war der Ertrag aus der Weinernte genauso erfolgreich wie der Getreide- und Obstanbau.

Da der Wein aus Constantia aber zunächst den Kapstädter bedarf deckte, wurde der Wein in Stellenbosch zunächst für Brandy verwendet.

Van der Stel hatte an der Stadt soviel gefallen gefunden, dass er jedes Jahr zu seinem Geburtstag nach Stellenbosch kam und dort Schirmherr eines Jahrmarktes - mit Schießwettbewerben und Spielen - war. Diese Tradition wird bis heute fortgeführt und jährlich findet am 14. Oktober das Stadtgründungsfest zur Erinnerung an Simon Van de Stel statt.

Die Besiedlung des Tal am Eerste River sowie die Gründung von Stellenbosch war bis dahin die größte Ausweitung des Handels- und Versorgungsposten Kapstadt nach Osten. Die Farmer begaben sich in eine bis dahin noch eine unbekannte "Wildnis", wurden gelegentlich von den s.g. "Hottentotten" besucht und verloren vermutlich mehr Verlust durch die damals hier noch lebenden wilden Raubtiere (Löwen, Geparden, Leoparden...) als durch die Ureinwohner.

Stellenbosch wurde eine Grenzstadt, in einem Lager wurden Soldaten der VOC untergebracht, bereits 1682 wurde Stellenbosch Sitz einer örtlichen Behörde und drei Jahre später sogar Gerichtsort.

Die Stadt wurde mehrmals fast zerstört! 1710, 1804 sowie 1875 vernichtete ein Großbrand die Stadt und die Hochwässer des Erste River überflutete die Gemeinde immer wieder. Die Karte von Stellenbosch um 1740 (Quelle: Evirion)

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts geriet die Stadt langsam in den Hintergrund, da viele hauptsächliche neu zugereiste Farmer die Region verließen, sich die Außengrenzen der Kapprovinz deutlich nach Osten sowie Norden verschoben hatten und es auch im Weinanbau einen Einbruch der Erträge gab.

Zuerst war es der Buren Treck (in dieser Zeit verließen viel Mitarbeiter, sonstige Helfer und auch erfahrene Weinbauern die Region), dann kam der erste, später auch der zweite Burenkrieg (in dieser Zeit lebten nahezu alle am nur am Existenzgrund) und schließlich kam die Reblaus (die alle Weinreben vernichtete).

Mitte des 20. Jahrhundert hatte sich der Weinbau in Stellenbosch sowie in ganz Südafrika von den natürlichen Rückschlägen - durch die Reblaus - erholt, aber zu diesem Zeitpunkt gab es eine zunehmende neue Katastrophe, die Apartheid.

Ab Mitte der 70'er Jahre des 20. Jahrhunderts spürten die ersten Exporteure Sanktionen gegen Südafrika, danach waren nur noch die besonders hochwertige südafrikanische Weine im Ausland gefragt und schließlich kam der Weinexport fast zu völlig erliegen.

Erst ab 1992 gibt es ein aufatmen bei den Weinfarmern, seit 1994-95 gibt es endlich wieder eine jährliches Wachstum an guten Weinen (dies bezieht sich auf Auswertungen der Inhalte verschiedenster international anerkannter Fachzeitungen) und auch der Weinexporten steigt überprozentual.

Das heutige Stellenbosch ist wahrscheinlich sogar schöner, als es Simon van der Stel je kennen gelernt hat! Van der Stel sah nie die prächtigen Eichen oder die Dorp Street - mit der seinen wunderbaren Häusern, Häuschen, die Gasthäuser, Cafes und Kirchen.

Stellenbosch besitzt heute - im Bezug auf die europäische Besiedlung - noch den am ursprünglichsten erhaltenen Ortskern in Südafrika.

2002 wurde Stellenbosch mit dem benachbarten Franschhoek - im Zuge einer landesweiten Verwaltungsreform - vereinigt und diese neue Verwaltungseinheit übernahm den Namen der größeren und auch etwas älteren Stadt, "Stellenbosch".

 

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Autor: Thoralf Teubner
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